Die Anfahrt
Wir wollten mit der Emschertalbahn
vom Dortmunder Hauptbahnhof nach Dortmund-Bövinghausen fahren.
Doch wegen eines technischen
Problems fuhr die Bahn nicht über Bövinghausen.
Also raus aus dem Zug und
rein in die U47 Richtung Westerfilde.
Wir stiegen „Huckarde Bushof“
aus und stiegen in den Bus Linie 462. Mit dem fuhren wir bis zum Industriemuseum
Zollern aus.
Die Emschertalbahn ist eine
ganz alte Eisenbahnlinie. Früher fuhren hier Schienenbusse für
die Personenbeförderung und Güterwagen für die Transporte
der Kohle- und Stahlindustrie quer durch das Ruhrgebiet.
Stefan
Zollern II / IV in Bövinghausen
Obwohl es im Ruhrgebiet kaum
noch Kohlebergbau gibt, finden wir immer noch Hinweise auf die alte Zeit.
Viele Straßennamen erinnern an die alten Zechen und Stahlhütten:
In der Dortmunder Nordstadt
gibt es die Bergmann-, die Glückauf-, die Eisen- und die Stollenstraße,
in Lanstrop den Bergmannsknapp.
Warum Zollern II / IV?
Die erste Zeche war seit 1898
in Kirchlinde. Dort war der erste Wetterschacht und der dritte. In Bövinghausen
wurden dazwischen die Schächte II und IV gebaut. Daher der Name.
Jan
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Die Zechensiedlungen
Wie haben die Menschen in den
Zechensiedlungen gelebt?
Die Menschen, die vor einhundert
Jahren in den Zechenhäusern lebten, hatten eine schwere Zeit. Die
Familien waren mit ihren acht, neun oder mehr Kindern so groß, dass
niemand ein eigenes Zimmer hatte. Die Kinder mussten sogar zu zweit in
einem Bett schlafen, in einem Zimmer mit vier Betten. Ein Badezimmer gab
es nicht, waschen konnte man sich in der Küche am Waschbecken. In
der Küche stand auch eine Couch, wo auch noch jemand schlafen konnte.
Ihre Hausaufgaben mussten die Kinder gemeinsam am Tisch in der Küche
machen.
Da das Geld knapp war, haben
die Bergleute eine kleine Mansarde im Dachgeschoss an zwei „Schlafgänger“
vermietet, die im Wechsel auf der Zeche arbeiteten. So konnte einer am
Tag und der andere in der Nacht das Bett benutzen.
Jedes Haus hatte einen kleinen
Garten. Dort hatten die Menschen Obstbäume und pflanzten Gemüse
an, um sich davon zu ernähren. Die Familien hatten nicht genug Geld
sich das Gemüse auf dem Markt zu kaufen. Die Frauen strickten und
nähten die Kleider für die ganze Familie. Und die Männer
machten jede handwerkliche Arbeit selbst.
Sebastian / Sonja
Weshalb sind so viele gleiche
Häuser nebeneinander?
Die Bauweise ist Platz sparend.
Hinten sind Türen, aus denen man direkt in den Garten konnte und hier
von einem Garten in den nächsten. Die Kinder hatten trotzdem nicht
viel Platz zum Spielen. Die zentrale Versorgung war gesichert wie z.B.
Strom und Wasser.
Die Männer arbeiteten
alle in derselben Zeche, die Frauen blieben daheim und die Kinder gingen
in dieselbe Schule oder den Kindergarten.
Max
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Die Waschkaue
In der Waschkaue müssen
sich die Bergleute vor und nach der Arbeit umziehen. Nach der Arbeit haben
sie auch die Möglichkeit sich zu duschen. Früher waren die Duschen
und die Umkleideräume nicht getrennt. Deshalb entwickelten sich Bakterien
in den Kleidungsstücken. Jeder Bergmann hat einen Hakenkorb, der mit
einer Kette unter die Decke gezogen wird. Er kann seine Kleidungsstücke
darin aufhängen. Die Bergleute haben keine Schränke, weil die
durchgeschwitzten Sachen sonst nicht trocknen würden und anschimmeln
könnten.
Phillip |
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Berufe auf der
Zeche
Auf einer Zeche gibt es viele
Berufe. Als wir auf der Zeche Zollern II/IV waren, haben wir herausgefunden,
dass es mächtig viele Berufe gibt. Über Tage gibt es z.B. einen
Lampenmeister, einen Filterwart, einen Anschläger, ein CH4-Wart
(CH4 = Methan, ein brennbares Gas) und einen Wäscheausgeber.
Wenn man ein CH4-Wart ist,
muss man den Bergarbeitern ein CH4 Handmessgerät geben. Dieses Gerät
ist dazu da, dass die Bergleute rechtzeitig aus dem Stollen fliehen, wenn
Gas ausströmt. Unter Tage gibt es den Elektriker, den Schlosser, den
Dieselkraftfahrer, den Schießmann, den Wettersteiger, die Grubenwehr,
und natürlich auch die Bergmänner. Der Schlosser repariert die
Förderbänder, die Panzer, die Kettenförderer und auch die
Motoren.
Berufe über Tage:
Lampenmeister, Filterwart, CH-Wart, Wäscheausgeber, Anschläger
Berufe unter Tage: Steiger,
Elektriker, Schlosser, Dieselkraftfahrer, Schießmann, Wettersteiger,
Bergarbeiter, Steiger, Grubenwehr
Steiger: Schichtsteiger
Reviersteiger - er ist für
einzelne Reviere zuständig
Obersteiger - er überwacht
alles
Anschläger: Ist für
den Förderkorb zuständig, er läutet mit einer Glocke, damit
die Arbeiter aus dem Korb aussteigen.
Schießmann: Er sprengt
vor Ort, damit die Bergarbeiter vorwärts kommen.
CH4-Wart: Ist dafür zuständig,
dass die Bergarbeiter sicher arbeiten können. Er gibt CH4 Handmessgeräte
aus.
Schlosser: Repariert die Förderbänder,
Panzer und die Kettenförderer, aber auch die Motoren.
David
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Werkzeuge der
Bergleute
Damals gab es auf Zechen Arbeitsmittel
wie z.B. Schlegel und Meißel um die Kohle aus dem Berg zu hauen.
Es gab auch Grubenlampen. Diese wurden dafür gebraucht heraus zu finden,
ob sich Gas im Stollen befand. Sobald die Flamme erlosch, bedeutete dies,
dass sich Gas im Stollen befand. Heute gibt es z.B. Fräsen. Fräsen
kratzen Kohle aus dem Stollen.
Dies waren nur ein paar der
Arbeitsmittel auf Zechen, die damals unter Tage gebraucht wurden und auch
noch heute teilweise gebraucht werden.
Chris |
Was passierte
bei einem Unfall unter Tage?
Immer wieder gab es Unfälle
auf der Zeche, da der Arbeitsplatz unter Tage doch sehr riskant war. Wenn
früher ein Unfall passierte, kamen die Arbeitskollegen, nahmen eine
Trage und brachten den Verletzten nach oben um ihn behandeln zu lassen.
Die Kollegen sind dann wieder runter gefahren, weil sie weiter arbeiten
mussten. Wenn aber ein größerer Unfall passiert ist, wie
z.B. eine Explosion, wurde es schnell bemerkt, wenn jemand nicht aus der
Grube kam, weil jeder eine Nummer hatte, die er am Zecheneingang
bekam und nach der Arbeitzeit wieder abgeben musste. Fehlte die Nummer,
wussten die sofort, dass ein Unfall passiert ist.
Stefan
Der Zecheneingang
Rechts am Eingang war die
Anmeldung. Jeder Bergmann bekam eine goldfarbene Marke. Man stellte schnell
fest, ob einer unter Tage einen Unfall hatte und nicht mehr heraus konnte.
Wenn der Arbeiter lange gefehlt hat, wusste man, dass ihm etwas zugestoßen
ist. Links des Einganges war die Krankenstation. Da wurden die Verletzten
und Toten hin gebracht. Uns ist aufgefallen, dass der Zechenzaun hinter
die Krankenstation gebaut war, sodass die Station nicht auf dem Zechengelände
war. Wenn ein Bergmann tot aus der Grube geholt wurde, war die Rente sehr
hoch. Starb er aber erst später außerhalb der Zeche, mussten
die Zechenbesitzer nicht so viel Rente zahlen. Sie haben immer behauptet,
dass der Mann noch gelebt hat, als er aus der Grube gebracht wurde. Das
war Betrug an der Frau des Bergmannes!
Stefan
Unfall unter Tage
- Beispiel Bövinghausen
Es gab drei Eingangstore:
Haupttor, Arbeitertor und Krankentor. Das Krankentor führte zur Kranken-
und Leichenhalle, die außerhalb des Zechengeländes lag. Warum?
Alle Personen, die unter Tage einen Unfall hatten, wurden sofort auf eine
Trage gelegt und im Förderkorb nach oben transportiert. Die Trage
mit dem Verletzten wurde in die Krankenstation gebracht. Dort schaute ein
Zechenarzt, ob der Mann noch lebte. Wenn er tot war, haben sie behauptet,
er sei nicht auf dem Zechengelände gestorben. Denn wäre er auf
dem Zechengelände gestorben, müsste die Gesellschaft, die die
Zeche führte, die volle Rente an die Familie des Bergmannes zahlen.
So mussten sie nur 1/8 der Rente bezahlen.
Christian |
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